In einem kürzlichen Interview geben Albert Gorlick von synctive und Tobias Rieker von MARKT-PILOT spannende Einblick in die Welt der Smart Services im Maschinen- und Anlagenbau und deren Sichtweisen darauf. Die beiden Unternehmer teilen ihre Vision und Erfahrungen rund um die digitale Transformation in der Industrie – Revolution oder Trend?
Albert Gorlick ist Gründer und Geschäftsführer der Synctive GmbH. Mit einem klaren Fokus auf das Servicegeschäft im Maschinen- und Anlagenbau hat Gorlick zusammen mit seinem Team eine IoT-Service Plattform geschaffen. Diese ermöglicht Herstellern, ihre installierte Basis in Echtzeit zu überwachen (Condition Monitoring), proaktiven Service zu liefern (Predictive Maintenance) und legt damit den Grundstein für den Service 4.0 im Maschinen- und Anlagenbau
Tobias Rieker ist Co-Founder und Geschäftsführer von MARKT-PILOT und verantwortet im Fokus den Bereich Business Development. Er blickt auf über 7 Jahre Berufserfahrung im After Sales von verschiedenen Maschinenbauunternehmen zurück und revolutioniert mit innovativen Lösungen für marktorientiertes Ersatzteil-Pricing eine gesamte Industrie.
Smart Services und Servitization – Trendwörter oder Revolution?
Smart Services und Servitization sind aktuell in aller Munde – handelt es sich hierbei um Trends oder steckt eine tiefgreifende Revolution dahinter? Gorlick sieht klar eine Revolution in der Zusammenarbeit zwischen Maschinenherstellern und Kunden. Rieker betrachtet es als einen Trend, der sich in der Zukunft bewähren wird, besonders im Kontext des gestiegenen Fokus auf Service Excellence und After-Sales.
Was bedeuten Smart Services im Maschinen- und Anlagenbau?
Smart Services bedeuten für Rieker intelligente Lösungen und vernetzte Prozesse im gesamten Service. Gorlick betont die Bedeutung von intelligenten betrieblichen Prozessen und der Vernetzung von Maschinen, um relevante Informationen proaktiv zu nutzen: „Was wir beispielweise durch die IOT Technologie ermöglichen ist, dass wichtige Informationen an die richtige Stelle geleitet werden. Ähnlich wie MARKT-PILOT, für ein intelligentes Ersatzteil-Pricing, Daten und Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenbringt und diese dem Pricing Manager zur Verfügung stellt und nutzbar macht, ist es insgesamt bei den Smart Services wichtig, die relevanten Daten und Informationen an den richtigen Stellen auszuspielen.“
Chancen und Potentiale für Unternehmen
Die beiden Unternehmer sind sich einig, dass im Bereich After-Sales ein gigantisches Potential liegt. Durch Smart Services können nicht nur Kosten eingespart, sondern auch die Effizienz gesteigert und Umsatzsteigerungen erzielt werden. Der Fokus liegt darauf, reaktiven Service durch proaktive Partnerschaften zwischen Maschinenherstellern zu ersetzen. Tobias Rieker dazu: „Reaktivität ist Schnee von gestern. Viele Maschinenbauer agieren im Service noch reaktiv, wenn man aber Richtung Zukunft denkt und Richtung Steigerung der Profitabilität sowie der Wettbewerbsfähigkeit, dann muss man viel mehr in Richtung Proaktivität gehen und dazu gehört vor allem, mutig zu sein, einfach mal zu machen, auszuprobieren und zu testen.“
Wie können Maschinenbauer diese Potentiale nutzen?
Gorlick und Rieker erläutern, dass es Mut erfordert, sich neuen Geschäftsmodellen und innovativen Lösungen zu öffnen. Technologisch sind IoT und die richtigen Partner entscheidend. Der Schlüssel ist, in kleinen Schritten voranzugehen und pragmatisch zu handeln. Gleichzeitig eröffnet es die Möglichkeit auf dieser Basis mehr Entscheidungssicherheit zu gewinnen, da „der Maschinenbauer mit Informationen versorgt wird, die bisher so nicht verfügbar waren und diese nun nutzen kann.
Basierend darauf, können Entscheidungen daten- und faktenbasiert getroffen werden, anstatt wie zuvor aus dem Bauch heraus“, so Tobias Rieker.
Chancen für die Zukunft
Die Gründer betonen die Vielfältigkeit der deutschen Maschinenbauindustrie und ermutigen vor allem kleinere Unternehmen, den Schritt in Richtung Innovation und neue Lösungen zu wagen. Investitionen in Smart Services sind ein „Investment in die Zukunft und wenn man sich solche Projekte, in kleinere Häppchen schneidet, dann lassen sie sich auch deutlich schneller und leichter verdauen, ohne dass man auf dem Weg dahin Bauchschmerzen bekommt“, so Albert Gorlick. Ihr Ratschlag für 2024 lautet daher einstimmig: "Loslegen und machen“, denn diese Zukunft beginnt genau hier und jetzt.
Einblicke in die Lösungen von MARKT-PILOT und synctive – kann man diese testen?
Beide Lösungen lassen sich testen – dafür haben die beiden Unternehmen jeweils unterschiedliche Mehtoden. Synctive bietet Sprintprojekte an, um die Nutzbarkeit von IoT-Gateways schnell zu demonstrieren. MARKT-PILOT ermöglicht innerhalb von vier Wochen eine Art Proof-of-Concept, in dem das Unternehmen für 50 Teile des Portfolios eine Marktpreisrecherche durchführt und Preisempfehlungen für diese Teile liefert. Der Kunde kann diese Ergebnisse direkt umsetzen (Preise direkt anpassen) und den Einfluss auf Umsatz und Marge direkt sehen.